Bei den Olympischen Spielen in Tokio gewinnt Olaf Roggensack vom Ruder-Club Tegel im Deutschland-Achter eine hart umkämpfte Silbermedaille. Wir blicken auf die Rennen am Sea Forest Waterway zurück und freuen uns darauf, unserem Olympioniken bei seiner Rückkehr nach Berlin einen gebührenden Empfang zu bereiten.
Am 24. Juni 2021 war es endlich so weit: für die Ruderer des Männer-Achters begannen die lang ersehnten Olympischen Spiele auf dem Sea Forest Waterway in Tokio nach kräftezehrenden Jahren der Vorbereitung und einer immerwährenden, Covid-bedingten Unsicherheit. „Bei den Olympischen Spielen am Start zu liegen war wirklich ein unglaubliches Gefühl“, berichtet Olaf. „Nach dem ganzen Hin und Her um die Spiele konnte ich es kaum glauben, wirklich mein erstes Olympiarennen zu bestreiten.“
Durch einen Sieg im Vorlauf gegen Rumänien, Australien und die USA zog der Deutschland-Achter souverän direkt ins Finale ein. Im Gegensatz zum deutschen Dauerrivalen Großbritannien, welcher im Hoffnungslauf erneut antreten musste, konnten Olaf und seine Teamkameraden auf diese Weise Kräfte sparen und sich voll und ganz auf das alles entscheidende Finale konzentrieren. Ein Selbstläufer war der direkte Finaleinzug aber bei Weitem nicht, hatten doch die Achter aus Übersee aufgrund der Pandemie in den letzten beiden Jahren an keinem internationalen Wettkampf teilgenommen und waren daher schwer bis gar nicht einzuschätzen. So lagen im Vorlauf lange Zeit die USA in Führung, bis sich der deutsche Achter auf dem letzten Abschnitt der 2km langen Strecke mit einem starken Endspurt an ihren Gegnern vorbeischob. Im zweiten Vorlauf erkämpfte sich der niederländische Achter das direkte Finalticket, alle anderen Achter mussten im Hoffnungslauf bei schwülen 30°C erneut antreten und Kräfte lassen. „Dass wir den Vorlauf erfolgreich beenden konnten, ist natürlich super“, so Olaf nach seinem ersten olympischen Rennen, „allerdings war das nur ein Zwischenschritt.“
Olympisches Finale der Männer-Achter
Hochspannung im Finale war schon allein dadurch garantiert, dass die Vor- und Hoffnungsläufe extrem enge und spannende Rennen boten. Und wir sollten nicht enttäuscht werden, denn das olympische Finale der Männer-Achter war eines der spannendsten und hochklassigsten Rennen auf dem Sea Forest Waterway in Tokio. Von Start bis Ziel verausgabten sich die Athleten aller teilnehmenden Nationen im wichtigsten Rennen ihrer Karriere bis zum Gehtnichtmehr, das Achterfeld lag die gesamte Strecke sehr eng beisammen und jeder Schlag schien entscheidend. Für den Deutschlandachter lief bei grauen Wolken und leichtem Donnergrollen zunächst alles nach Plan, Olaf und seine Kameraden setzten sich an die Spitze des Feldes.
Doch die Konkurrenz ließ sich nicht abschütteln und überholte zur Halbzeit nach 1000m den deutschen Achter knapp. Erst auf den letzten 500m erarbeiteten sich die starken Neuseeländer einen Vorsprung vor dem Rest des Feldes. Hinter ihnen kämpften Deutschland, Großbritannien und die USA um die Silber- und Bronzemedaille. Erst auf der Ziellinie sicherte sich der Deutschlandachter mit einem überragenden Finish die Silbermedaille 1 Sekunde hinter den Überraschungssiegern aus Neuseeland und nur 13 Hundertstelsekunden vor Dauerrivale Großbritannien. Trotz der Freude über die gewonnene Medaille war den Athleten zunächst auch Enttäuschung über den verpassten Olympiasieg ins Gesicht geschrieben. Schon kurz nach dem Rennen zog Schlagmann Hannes Ocik Bilanz: „Wir haben alles geopfert. Unsere Gesichter sind noch ein bisschen leer. Aber wir haben auf jeden Fall Silber gewonnen. Ich bin super stolz.“ Besonders freuen wir uns über die Worte von Olaf nach dem Rennen. Trotz schier unmenschlichen Drucks und Gold-Erwartungen, die auf den Schultern der deutschen Athleten lasteten, zieht Vize-Olympiasieger Olaf eine positive Bilanz und zeigt sich ehrlich froh über die Silbermedaille und sein erstes olympisches Finale: „Es war ein super Gefühl über die Strecke zu fahren. Es hat richtig Spaß gemacht und ich freue mich riesig, dass es am Ende Silber geworden ist!“
Dominik Vent, Leistungssportvorsitzender des Ruder-Club Tegel, verfolgte das Olympia-Finale gemeinsam mit weiteren begeisterten Anhängern live beim RCT Olympia Public Viewing. Zur gewonnenen Silbermedaille sagt Dominik: „Der ganze Verein ist unglaublich stolz auf Olaf! Über viele Jahre hat er sich diesen Erfolg hart erarbeitet. Seitdem er als Kind hier das Rudern erlernt hat, hat er immer mehr als 100 Prozent gegeben. Auch deshalb ist er für viele junge Aktive ein absolutes Vorbild. Das ist ein wunderbarer Moment für Olaf persönlich, aber auch für den gesamten Verein!“ Der Ruder-Club Tegel gratuliert Olaf und dem gesamten Team Deutschland-Achter zu dieser großartigen Leistung. Wir sind stolz auf unseren Olympioniken.
Olafs Weg an die Spitze
Als Olaf Roggensack im Alter von zehn Jahren von seinen Großeltern zum ersten Mal mit zum Rudern genommen wurde, dachte niemand auch nur im Traum daran, dass er heute, 14 Jahre später, im Boot des Deutschland-Achters die Farben seines Landes bei den Olympischen Spielen in Tokio vertreten würde.
Das Rudern erlernte Olaf wie seine Brüder in der Kindergruppe des Ruder-Club Tegel. Sein Talent machte sich schnell bemerkbar, und so entschloss er sich schon früh, die schulische Laufbahn mit der sportlichen Karriere zu verbinden und wechselte nach der Grundschule auf die Poelchau-Sportschule in Berlin-Charlottenburg. Gleich sein erster internationaler Auftritt im deutschen U19-Team ließ Vielversprechendes verheißen: 2014 wurde Olaf mit seinen Mannschaftskameraden (allesamt Absolventen der Berliner Poelchau-Oberschule und mittlerweile Teil der deutschen Nationalmannschaft) erstmals Juniorenweltmeister und konnte diesen Titel im darauffolgenden Jahr sogar verteidigen.
Gefördert von seinem Heimtrainer Elia Krell trainierte Olaf ohne Pause und konnte schnell Früchte für die harte Arbeit ernten. Der Deutsche Ruderverband nominierte Olaf im Laufe der folgenden Jahre viermal für die U23-Weltmeisterschaften. Seine hervorragenden physischen Voraussetzungen (1,93m groß und knapp 90kg schwer) für das Rudern sowie seine konstant schnellen Zeiten entgingen auch den Bundestrainern nicht. Im Jahr 2019, im zarten Alter von 22 Jahren, wurde Olaf das erste Mal in die A-Nationalmannschaft berufen. Kurze Zeit später schon sicherte er sich als Newcomer bei internen Ausscheidungen des Teams einen der begehrten Rollsitze im Deutschland-Achter. Trotz Verschiebung der Olympischen Spiele und gesundheitlichen Rückschlägen konnte Olaf seinen Platz im Team verteidigen und feierte im Herbst 2020 mit einer Silbermedaille auf den Europameisterschaften seinen gelungenen Einstieg in den harten Profibereich.
Historie des RCT bei Olympia
Ein kurzer Blick zurück in die Vergangenheit verrät, dass der Ruder-Club Tegel schon mehrmals erfolgreich auf Olympischen Spielen vertreten war. Stolz erinnern wir uns neben Olaf auch an Susanne Schmidt (Platz 5 im Frauen-Achter), sowie Thorsten Engelmann (Platz 4 im Männer-Achter) und Axel Schuster (Teilnahme im Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann), die die Farben des RCT bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen vertraten. Außerdem steuerte Kerstin Peters den deutschen Frauen-Achter 1988 in Seoul. Den bisher größten Erfolg für den RCT, eine olympische Goldmedaille, errang Manfred Klein auf selbigen Spielen als Steuermann des Deutschland-Achters. Klein ist bisher auch der einzige Ruderer, der sportartenübergreifend die Flagge der Deutschen Mannschaft bei einer olympischen Eröffnungsfeier tragen durfte.
Mit großem Stolz wird der Ruder-Club Tegel seinem erfolgreichen Olympioniken und Silbermedaillengewinner Olaf Roggensack bei seiner Rückkehr nach Berlin einen gebührenden Empfang bereiten. Alle sind herzlich eingeladen, Olaf am Mittwoch, den 11. August 2021 um 19:00 Uhr mit einem Olympic-Barbecue auf der Terrasse des Bootshauses zu begrüßen.
Franziska Haupt & Merle Schwarz