Ruder-Europameisterschaften 2021 in Varese (Italien)
Die Ruder-Europameisterschaft im italienischen Varese ist Geschichte und schon befinden wir uns mitten in der olympischen Saison 2021. Die beiden Athlet*innen Alyssa Meyer und Olaf Roggensack vom Ruder-Club Tegel berichten uns, wie die EM für ihre beiden Mannschaften verlaufen ist und wie es für sie jetzt weitergehen wird.
Frauenachter schon im Olympia-Qualifikationsmodus
Der Frauenachter rund um Alyssa konnte sich auf der diesjährigen EM im Vorlauf (Bahnverteilungsrennen) leider nicht wie erhofft behaupten und fuhr als sechstes Boot über die Ziellinie. „Wir haben keinen gemeinsamen Rhythmus gefunden“, bedauert Alyssa, „deswegen wurde das Rennen zäh und schwierig. Im Finale wollten wir es besser machen. Wir haben uns vorgenommen, über die Strecke unseren Rhythmus zu finden. Vor allem über die 1000 Meter, die eigentlich unsere Stärke sind.“
Gesagt, getan. Im Finale gegen schon bekannte Gegner konnte der Frauenachter dann umsetzen, was er sich vorgenommen hatten. „Nur auf den letzten 500m fehlte uns die Puste“, resümiert Alyssa den Zieleinlauf auf Platz fünf noch vor dem italienischen Achter. Der Titel Vize-Europameister, den sich der deutsche Achter spektakulär auf der letzten EM im Oktober 2020 errudert hatte, konnte dieses Jahr leider nicht verteidigt werden. Doch die Damen des Frauenachters zeigen sich dennoch hochmotiviert: „Wir haben im Vergleich zum Vorlauf eine gewaltige Steigerung hingelegt. Das war unser Ziel, und mehr hat unser aktueller Trainingsstand einfach nicht zugelassen.“ Denn das große Ziel des deutschen Frauenachters ist die Olympiaqualifikation im Mai in Luzern, auf dieses besondere Datum sind alle Trainingspläne ausgerichtet. „Im Großen und Ganzen waren wir mit dem Finale also zufrieden“, so Alyssa.
Jetzt heißt es wieder volle Konzentration am Stützpunkt in Potsdam. „In den nächsten Wochen werden wir unser Training noch einmal anpassen und uns nur noch auf Luzern konzentrieren. Wir gehen jetzt in das Speedtraining, das bedeutet, wir fahren jeden Tag Intensitäten bzw. Belastungen mit hohen Schlagzahlen“, erklärt Alyssa. „Wahrscheinlich wird es auch im Achter selbst noch Veränderungen geben, die Selektion steht noch an.“
Beim ersten Weltcup 2021 in einer Woche wird der deutsche Frauenachter nicht an den Start gehen. Sich das Olympiaticket auf der Nach-Qualifikationsregatta in Luzern zu sichern hat momentan oberste Priorität, und da passt der Weltcup einfach nicht in die optimale Vorbereitung. Im Mai in Luzern ist das Ziel dann ganz klar: Platz eins oder zwei muss es werden. „Es wird nicht einfach, das wissen wir“, so Alyssa, „trotzdem geben wir die Hoffnung nicht auf. Wir trainieren sehr fokussiert und unser Trainingsplan hat es wirklich in sich. Wir sind guter Dinge und unser Team ist stark. Am Ende werden wir sehen, ob es reicht oder nicht. Aber jetzt geben wir nochmal Vollgas! “
Enttäuschung für den Deutschlandachter
Für den Deutschlandachter rund um Olaf war die EM in Varese zunächst ein herber Rückschlag. Im Oktober 2020 in Poznań konnten die Männer noch den achten Titel in Folge feiern und legten einen souveränen Start-Ziel-Sieg hin. Vor zwei Wochen in Varese war die Enttäuschung über eine verpasste Medaille dementsprechend groß. Dass die Briten, die zur EM 2020 nicht angetreten waren, ein starker Gegner sein würden, bestätigte sich bereits im Vorlauf (Bahnverteilungsrennen). Das Staunen war jedoch bei allen groß, als das deutsche Flaggschiff im Vorlauf auch die Rumänen und Niederländer vor sich über die Ziellinie fahren ließ.
Den Fehler wieder gutmachen und direkt von vorne die Konkurrenz im Auge behalten, hieß also die Devise des Deutschlandachters für das Finale. In einem spannenden Rennen legten die deutschen Männer ihrem Plan entsprechend einen schnellen Start hin und hielten ihre Position auf Platz eins bis über die 1000m-Marke. In der zweiten Rennhälfte jedoch erhöhten die Briten ihre Bootsgeschwindigkeit und zogen Schlag um Schlag am deutschen Flaggschiff vorbei. Auf den letzten Metern vor der Ziellinie bewiesen schlussendlich auch die Rumänen und Niederländer die besseren Nerven, und verwiesen wie im Vorlauf den Deutschlandachter in seine Schranken. Der undankbare vierte Platz ohne Medaille beendete in Varese schlagartig die beeindruckende Siegesserie der Deutschen. „Die EM verlief definitiv nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten“, berichtet Olaf enttäuscht. „Wir müssen jetzt analysieren, was wir in den nächsten Wochen verbessern können, und was wir dafür eventuell ändern müssen.“
Steuermann Martin Sauer vom Berliner Ruder-Club teilte nach dem Finalrennen in der ZDF-Sportreportage gegen den eigenen Verband aus. Die Vorbereitungsphase sei nicht optimal verlaufen, durch Corona wurden Trainingslager umgeplant und abgesagt, berichtete er sichtlich bedient, und allen müsse spätestens jetzt klar sein, dass die Konkurrenz im Achterfeld sehr stark sei und im Winter alles andere getan habe als zu schlafen.
Besser machen wollte es der Deutschlandachter eigentlich beim kommenden Weltcup I in Zagreb (Kroatien) Ende April. Da überraschenderweise jedoch nur Italien und Deutschland meldeten, musste das Rennen in der Bootsklasse des Männerachters kurzerhand aus dem Programm gestrichen werden. So bleibt dem deutschen Flaggschiff vor Olympia nun zwar weniger Rennerfahrung, dafür aber mehr Zeit für eine Analyse und einen neu angepassten Trainingsplan. Beim Weltcup II in Luzern (Schweiz) vom 21. bis 23. Mai hoffen die deutschen Hünen dann auf eine Revanche. „Bis zum Weltcup II steht jetzt erstmal hartes Training in Dortmund an. Und dann schauen wir, wie es bis Tokio weitergeht“, so Olaf.
Für die nächsten harten Trainingswochen wünscht der Ruder-Club Tegel den beiden Mannschaften um Alyssa Meyer und Olaf Roggensack viel Kraft und Durchhaltevermögen! Wir freuen uns auf die anstehenden Regatten und sind zuversichtlich, dass eine Revanche gelingen wird.
Franziska Haupt
(& Merle Schwarz)